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Stell Dir vor es ist Währungskrieg…

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… und alle machen mit!?

Ja, es ist wieder Zeit. Und wer hat’s verbrochen? Die Schweizer. Sie haben einen Preisdeckel auf den Franken gesetzt: tiefer als 1.20 pro Euro darf er nicht fallen. Sagt die Zentralbank und verspricht alles zu unternehmen um diese Grenze mindestens zu halten.

Wie war das noch mit dem Vertrauen in die Zentralbanken, Gerald? Komisch, dass die Schweizer es schaffen, durch die bloße Ankündigung ihrer Zentralbank den Kurs ihrer Währung auf 1.20 zu heben. Oder wie Matt Yglesias es formuliert:

Earlier today the central bank of Switzerland showed that there’s a lot that can be done through the communications channel of monetary policy by simply stating that they will not allow the Swiss franc’s price in Euros to rise above a certain level, and promised to engage in “unlimited” printing of money and purchasing of foreign currency to hit the exchange rate peg. Naturally, this immediately moved currency markets because when someone with the ability to create arbitrary quantities of Swiss francs at zero cost speaks of his determination to reduce the price of Swiss francs, you listen closely.

Aber das ist doch einfach, werdet Ihr sagen: Euros kaufen, dafür Franken ausgeben, das kann jede Zentralbank der Welt, und daher glauben es die Leute auch. Hier muss man aber einige Dinge schön auseinander halten: das bloße Ankaufen von Euro durch Herausgabe von Franken bekämpft das Problem nur dann effektiv, wenn dies nicht sterilisiert wird, d.h. nicht durch kontraktive Geldpolitik an anderer Stelle kompensiert wird. Andernfalls ist das Gefälle zwischen Nachfrage und Angebot nicht aufgehoben und der Franken steigt weiter im Wert.

Im Prinzip verpflichtet sich die Zentralbank dazu, expansive Geldpolitik zu betreiben (und was sie dabei kauft, ob Euros oder was auch immer, ist im Prinzip völlig egal).

Was hat das ganze jetzt mit Währungskrieg zu tun, beggar-thy-neighbour und ähnlichem ökonomischem Schmarrn? Genau gar nichts. Beide Vokabeln sollten aus den Wörterbüchern aller Kommentatoren gestrichen werden. Denn kompetitive Währungsabwertungen heisst nur, dass einige Länder versuchen, expansivere Geldpolitik zu machen, und andere nicht. Punkt.

Und in manchen Situationen ist es genau das, was die Weltwirtschaft braucht: expansive Geldpolitik vieler Staaten. Zum Beispiel in den 1930er Jahren, wo die Aufhebung des Goldstandards („Währungskrieg“) ein Segen für alle war, die mitmachten:

Der Graph (HT Matt Yglesias) zeigt die Industrieproduktion in Farbe ab dem Zeitpunkt, in dem das Land die Goldbindung aufgab.

Was die Schweizer uns zeigen ist, dass Geldpolitik durch das Setzen von Erwartungen höchst effektiv ist. Und sie erinnern uns daran, dass es Zeiten gibt, in denen expansivere Geldpolitik in vielen Ländern allen helfen würde. Hoffen wir mal, dass die EZB und manch europäischer Ökonom auch etwas lernen.

Update: Ryan Avent schreibt ähnliches, hätte ich mal vorher lesen sollen…


Einsortiert unter:Makro Tagged: Euro, Franken, Geldpolitik, Schweiz, SNB, Währungskrieg, Wechselkurs, Zentralbank

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